Woran jemand glaubt oder was er spirituell für ein Mensch ist, lässt sich nicht leicht definieren.
In Deutschland wird nach der Religionsangehörigkeit gefragt, eine Tatsache, die seltsam erscheinen kann, bei denen, die nicht im Land geboren wurden. Als ich 1997 hierher zog, wurde ich auch gefragt, welche Religion ich habe. Ich habe mich als Katholik angegeben und erst danach verstanden, dass der Hintergrund dieser Befragung die Kirchensteuer ist, die der Staat für die Kirchen eintreibt. Heute hätte ich die Frage in derselben Weise beantwortet wie damals, obwohl ich kein typischer Katholik bin (angenommen, der Begriff „typischer Katholik“ hat irgendwelchen Sinn).
Ich entscheide allein was ich bin oder nicht bin. Deswegen gelte ich offiziell als Christ und Katholik. Ich bin katholisch angemeldet und bezahle Kirchensteuer für die katholische Kirche, da sich der Staat hierzulande in alles einmischt und von den Kirchen nicht völlig getrennt ist.
Freilich bin ich als gebürtiger Portugiese dem christlichen Abendland mit seiner Zivilisation treu. Ich bin aber mehr als was die Statistiken zur Religion in Deutschland erfassen. Offiziell katholisch, lasse ich mich nicht in so einem engen Rahmen definieren. Philosophisch und theologisch bin ich neoplatonisch und bewundere die alte asiatische Weisheit, die sich unter anderem im Hinduismus und Buddhismus niederschlägt.
Ohne Europa verlassen zu müssen könnte Platos Phaidon erwähnt werden, ein Meisterwerk dieses dualen Glaubens, wo der Mensch als Körper und Seele richtig aufgefasst wird. Nach einer alten Tradition, die nach wie vor sehr viele Anhänger hat, ist die Seele jedoch nicht verhindert, sich nochmal auf dieser Erde einen Körper auszusuchen.